Schwache weltweite Nachfrage, hohe Energiepreise in Deutschland – die Chemiebranche hat hierzulande schon bessere Zeiten gesehen. Lanxess reagiert mit einem straffen Sparprogramm. (Bild: Lanxess) Der Spezialchemiekonzern Lanxess stemmt sich mit einem Sparprogramm gegen die Flaute in der Chemiebranche. Dabei stehen Betriebe auf der Streichliste, zudem soll die Verwaltung verschlankt werden, wie das Unternehmen am Freitag bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal mitteilte. Wie viele Vertreter energieintensiver Branchen kritisiert Lanxess-Chef Matthias Zachert schon lange die im internationalen Vergleich hohen Strompreise in Deutschland.
Durch einen europaweiten Einstellungsstopp, Kostenbewusstsein und geringere Investitionen sollen zunächst 2023 einmalig rund 100 Millionen Euro gespart werden. Hinzukommen sollen schrittweise tiefergreifende Maßnahmen wie eine schlanker aufgestellte Verwaltung und Betriebsschließungen, mit denen die jährlichen Kosten ab 2025 dauerhaft um rund 150 Millionen sinken sollen. Zunächst steht der Standort Krefeld-Uerdingen im Fokus. Die dortige Hexan-Oxidation sei sehr energieintensiv und solle bis 2026 stillgelegt werden, hieß es weiter. Zudem soll der Betrieb für die Chromoxid-Produktion an diesem Standort verkauft werden. Sollte das nicht gelingen, droht auch hier eine Schließung. Laut einem Unternehmenssprecher sind in beiden Bereichen in Summe etwa 110 Mitarbeiter tätig.«In der aktuellen konjunkturellen Schwächephase ist der Standort Deutschland international nicht wettbewerbsfähig», sagte Zachert laut Mitteilung und forderte erneut neben Bürokratieabbau einen Industriestrompreis.Lanxess bekommt derzeit – wie die gesamte Branche – die in vielen Regionen der Welt träge Konjunktur zu spüren. Vor allem eine schwache Nachfrage aus der Bau- und Elektronikindustrie hinterließ zuletzt tiefe Spuren.
Bereits im Juni hatte das Management daher den Jahresausblick gesenkt.Bei einem Umsatzrückgang um elf Prozent auf 1,78 Milliarden Euro brach das operative Ergebnis im abgelaufenen zweiten Quartal um mehr als die Hälfte auf 107 Millionen Euro ein. Unter dem Strich verdiente Lanxess im zweiten Quartal zwar fast 1,4 Milliarden Euro. Das geht allerdings auf das Geld zurück, das vom Finanzinvestor Advent für die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens Envalior floss. In dieses brachte Lanxess sein Geschäft mit Hochleistungskunststoffen ein und erhielt im Gegenzug rund 1,3 Milliarden Euro. Im fortgeführten Geschäft fiel im zweiten Quartal ein Verlust von 145 Millionen Euro an, nach 48 Millionen Euro Gewinn vor einem Jahr. Ebenfalls am Freitag gab Lanxess einen Wechsel an der Spitze des Finanzressorts bekannt. Der langjährige Finanzchef Michael Pontzen verlässt den Chemiekonzern und wechselt in gleicher Funktion zu einem Unternehmen außerhalb Deutschlands. Nachfolger wird Oliver Stratmann mit Wirkung zum 1. September. Stratmann arbeitet den Angaben zufolge seit 2004 bei den Kölnern und hatte verschiedene Führungspositionen in der Finanzorganisation inne. (ID:49642540)