Nachhaltige Pharmaproduktion
Wie Pfizer in Freiburg Ökologie und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut bringt

Das neue High-Containment-Werk von Pfizer gilt im Konzernverbund als grüner Leuchtturm. Wir beleuchten, welche Rolle die Steuerung der Gebäudeinfrastruktur dafür spielt und wie ein ausgeklügeltes Belüftungskonzept es ermöglicht, OEB 4-Wirkstoffe unter OEB 3-Bedingungen herzustellen.

Luftaufnahme des Pfizer-Werks in Freiburg(Bild: Pfizer)

Die 2022 eröffnete neue „HighCon“-Fabrik von Pfizer gilt als eine der modernsten Feststoff-Fabriken weltweit. Das Unternehmen selbst bezeichnet es als eines der leistungsfähigsten Produktionsstätten im globalen Pfizer-Netzwerk. Selbst das Umweltbundesamt lobt das Werk als Beispiel guter Praxis für nachhaltige Arzneimittelproduktion.

90 Prozent der Energie stammen aus nachhaltigen Quellen, darunter Wärme aus Holz-Pellets und Geo- und Solarthermie, hebt Pfizer hervor. Beim Bau der HighCon-Anlage habe man durch die Integration eines innovativen CO2-einsparenden Lüftungssystems weiter konsequent auf den ökologischen Fußabdruck geachtet, heißt es auf der Unternehmensseite. Die High Containment-Anlage kann bis zu sieben Milliarden feste Tabletten und Kapseln zusätzlich herstellen, wodurch sich die Gesamtkapazität auf 12 Milliarden erhöht.

Die Kombination von Desigo CC mit Simatic WinCC, einem skalierbaren Prozessvisualisierungssystem, ermöglicht den Austausch von produktionsbezogenen Daten zwischen den Produktionssystemen und dem Visualisierungssystem. Produktionsrelevante Daten aus der Gebäudemanagementplattform werden an das Scada-System (Supervisory Control and Data Acquisition) übertragen, während Informationen aus anderen Produktionssystemen in Desigo CC eingespeist und für prädiktive Steuerungsfunktionen in den Gebäudeautomationssystemen verwendet werden können.

Neueinführungen künftig in sechs Monaten?

Pfizer will auch die Entwicklungs- und Produktionszeiten hochpotenter Arzneimittel verkürzen. Laut Werksleiter Dr. Axel Glatz habe Pfizer die Intention, das sogenannte „Lightspeed“-Verfahren, das die systematischen Schritte zur Herstellung des Covid-19-Medikaments auf sechs Monate – statt normalerweise zwei bis drei Jahre – reduziert hatte, auch bei zukünftigen Neueinführungen anwenden.

Gebäudemanagement als als technologisches Rückgrat

Für die Gebäudeinfrastruktur hat Pfizer Siemens ins Boot geholt und setzt Gebäudemanagementplattform Desigo CC ein. Das System fungiert als zentrales Kontrollzentrum zur Integration unterschiedlicher Systeme und Geräte sowie zur Prozessautomation. Auf diese Weise können Systeme miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten.

Daten aus dem Produktionsprozess sowie aus dem Gebäude werden an einem Ort gesammelt und über Simatic WinCC visualisiert. Durch diese Anbindung können die Daten des Gebäudemanagements im zentralen Managementsystem genutzt werden und sind jederzeit aus den einzelnen Produktionsbereichen abrufbar. Laut Pfizer und Siemens verbrauche das Werk dank Vernetzung und Visualisierung der Daten bei der Klimasteuerung rund 40 Prozent weniger Energie als herkömmliche Anlagen, da die Luftströme und Temperaturanforderungen in einzelnen Zonen intelligent gesteuert werden.

Vernetzung macht schneller

„Alle Maschinen und Prozesse sind durch Informations- und Kommunikationstechnologien intelligent vernetzt, sodass das Pfizer-Werk in Freiburg flexibler, schneller und ressourcenschonender produzieren kann“, sagt Gunther Bechmann, Senior Manager Operations Manufacturing, Pfizer Freiburg.

Neues Containment-Konzept

Pfizer hat für das Werk ein neues Containment-Konzept für hochaktive Substanzen entwickelt. Damit kann das Pharmaunternehmen Medikamente der Kategorie OEB4 (Occupational Exposure Bands Four) herstellen.

Kern des Konzeptes sind gekapselte Produktionsanlagen mit eigener, separater Luftversorgung. Dadurch können die Mitarbeiter in OEB-3-geeigneter Schutzausrüstung arbeiten. Damit benötigt die Anlage nicht nur weniger Energie, sie erleichtert auch die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter, die auf eine Maske mit Filter verzichten und in „einfachem“ Schutzanzug und Maske arbeiten können.

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Dieser Beitrag Wie Pfizer in Freiburg Ökologie und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut… stammt aus folgender Quelle www.process.vogel.de und wurde am 2023-06-16 15:16:39 veröffentlicht.

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